(Gronau, Steinfurt, Bonn, 5. Juni 2009)
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e. V. und seine
Mitgliedsgruppe „Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau“ begrüßen den Freispruch
des Amtsgerichtes in Steinfurt zugunsten der französischen Atomkraftgegnerin
Cecile Lecomte. Cecile Lecomte stand am Donnerstag (4. Juni) vor Gericht,
nachdem sie im Januar 2008 mit einer spektakulären Kletteraktion weit
oberhalb der Bahngleise gegen einen Uranmülltransport von Gronau über
Münster nach Russland protestiert hatte. Der Sonderzug mit dem Uranmüll
musste seinerzeit etwa sieben Stunden auf Veranlassung der Polizei seine
Fahrt im Kreis Steinfurt bei der Ortschaft Metelen unterbrechen. Obwohl der
Zug mühelos den Protestort hätte durchfahren können, warf die Münsteraner
Staatsanwaltschaft Cecile Lecomte Nötigung vor.
Foto: © aaa-West
Das Gericht konnte kein strafrechtliches Verhalten erkennen. Eine
Ordnungswidrigkeit lag laut Gericht ebenfalls nicht vor. So kam es zu einem
sauberen Freispruch, den der zuständige Richter auch mit dem Recht auf
Meinungsfreiheit unterstrich. Rechtsanwalt Achelpöhler, der Verteidiger von
Cecile Lecomte, hatte in seinem Schlusswort den Freispruch seiner Mandantin
gefordert, die mit ihrer luftigen Aktion „in der Dritten Dimension“
gehandelt habe. Mit dieser Ausdrucksweise eröffnete Achelpöhler einen
bildhaften Zugang zu einer neuen Widerstandsdimension, die sich nach Angaben
des BBU und des AKU Gronau noch „massiv ausdehnen kann“.
Dass weiterer Widerstand gegen die Atomenergie und gegen die Urantransporte
von und nach Gronau erforderlich ist, verdeutlichte am Prozesstag ein
weiterer Uranhexafluoridtransport, der kurz vor dem Prozeßbeginn in
Steinf urtdieGronauerUrananreicherungsanlageerreichthat.Uranhexafluorid
ist radioaktiv und reagiert mit Wasser u. a. zur hochgefährlichen Flußsäure.
Aus Sicht des BBU und des AKU Gronau gibt es nur eine Lösung für das stets
wachsende Atommüllproblem: Die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen.
Dieses Ziel haben sich auch die Anti-Atomkraft-Initiativen auf ihre Fahnen
geschrieben, die sich traditionell immer am ersten Sonntag im Monat um 14.00
Uhr an der Gronauer Urananreicherungsanlage zum Sonntagsspaziergang treffen.
Am kommenden Sonntag knallen dabei möglicherweise sogar die Sektkorken: Die
Anti-Atomkraft-Initiativen führen zum 275. Mal den Sonntagsspaziergang durch
und gleichzeitig kann der Steinfurter Freispruch gefeiert werden.
Ob die
Polizei mitfeiern wird, ist offen. Sie sucht seit 23 Jahren den
„Versammlungsleiter“ der Sonntagsspaziergänge und hat in der jüngsten Zeit
erneut gedroht, Strafanzeige gegen die SonntagspaziergängerInnen zu
erstatten. Diese Androhung erfolgte zuletzt auf Anweisung der Münsteraner
Staatsanwaltschaft. Anti-Atomkraft-Initiativen weisen dagegen darauf hin,
dass der Sonntagsspaziergang an der Gronauer Urananreicherungsanlage seit
Jahrzehnten bestens ohne Versammlungsleiter stattfindet. Die
Staatsanwaltschaft solle sich lieber mit den wachsenden Atommüllbergen
befassen, die Mensch und Tier in Gronau und anderswo gefährden.
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