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28.1.2008
Presseinformation

Uranabraumhalden verseuchen in Niger weite Landstriche
Kommt nigrisches Uran in der Gronauer Uranfabrik zum Einsatz?

Foto: Presseamt der Stadt Gronau
Foto: Presseamt der Stadt Gronau
von links nach rechts:
Frank Vetter (Stadtbaurat)
Udo Buchholz (AKU/Vorstandsmitglied Natur- und Umweltschutzverein Gronau)
Almoustapha Alhacen (stellv. Bürgermeister Arlit)
Dr. Markus Büning (Sozialdezernent)
Natur- und Umweltschutzverein Gronau (NUG) e. V.
Mitglied in der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt
Nordrhein-Westfalen e.V. (LNU)
c/o Viktoriastraße 4, 48599 Gronau

Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau
Mitglied im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)
c/o Siedlerweg 7, 48599 Gronau

Kontakt in dieser Angelegenheit: 02562-23125

„Wo bleibt der Gronauer Uranmüll, der derzeit in großen Mengen nach Russland transportiert wird, bzw. an der Gronauer Urananreicherungsanlage (UAA) gelagert wird, auf Dauer?“ Diese Frage beschäftigte den stellvertretenden Bürgermeister der nigrischen Stadt Arlit, Almoustapha Alhacen. Alhacan ist Vorsitzender der Umweltorganisation „Aghir in Man“ und hat am Sonntag bei einer Informationsveranstaltung in Gronau über die Verseuchung der Umwelt durch den Uranabbau der französisch-staatlichen Uranabbaufirma AREVA (früher COGEMA) in Niger informiert. Niger gehört zu den größten Uranproduzenten der Welt. Wenn es nach dem Willen der nigrischen Regierung geht, dann soll der Uranabbau in den nächsten Jahren durch die Erschließung neuer Vorkommen verdoppelt oder gar verdreifacht werden.

Almoustapha Alhacen ist Angehöriger des Tuareg-Volkes. Er hält derzeit in verschiedenen europäischen Ländern Vorträge, um Unterstützung für den Protest gegen den Uranabbau zu gewinnen. Ein totgeschwiegenes Thema soll mit den Vorträgen in das öffentliche Bewusstsein gebracht werden, denn die Atomenergienutzung hinterlässt schon beim Uranbergbau dramatische Schäden.

Die Umwelt- und Gesundheitsschäden, die durch den Uranabbau verursacht werden, sind enorm - aber werden kaum untersucht! Die lokale Bevölkerung sind Tuareg, die in Niger sowieso schon keinen leichten Stand haben. Die französische wissenschaftliche Umweltinstitution CRIIRad hat vor 2 Jahren eine Untersuchung in der Umgebung der Uranbergwerke von Arlit durchgeführt und hat dabei eine radioaktive Belastung des Trinkwassers in Höhe des 7 - 110-fachen Wertes des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegten Grenzwertes gemessen! Die Atemluft ist belastet durch den radioaktiven Staub, welcher in der Region der Sahara vom Wind weit verweht wird. Eine Abdeckung der Uranabfallhalden existiert nicht!

Deutlich wurde bei der Veranstaltung, dass von einer „sauberen Atomenergienutzung“ absolut keine Rede sein kann Bei den beiden Uranminen in Arlit lagern ungeschützt rund 45 Millionen Tonnen radioaktive Abraumhalden und tragen zur Verseuchung der Bevölkerung und der Natur bei. Alhacen und seine Organisation fordern unabhängige Untersuchungen der gesundheitlichen Auswirkungen und eine Versiegelung der rund 60 Quadratkilometer großen Uran-Abraumhalden. Alhacen betonte zudem, dass die Energie, die für den Uranabbau genutzt wird, aus einem Kohlekraftwerk stammt. Nach Angaben der Gronauer Umweltgruppen, die Alhacen eingeladen hatten, ein weiteres Indiz dafür, dass Atomstrom mit Klimaschutz nichts zu tun hat.

Vor der Veranstaltung hatte Alhacen die Gronauer Urananreicherungsanlage von außen in Augenschein genommen. Schockiert hat ihn dabei eine Kontrolle durch die Polizei, die sofort von der Betreiberfirma Urenco herbeigerufen worden war: Die Polizei nahm nur seinen Namen auf, aber nicht die Namen seiner deutschen Begleiter.

Am heutigen Montag hat Almoustapha Alhacen im Gronauer Rathaus ein Hintergrundgespräch mit dem Gronauer Sozialdezernenten Dr. Markus Büning und dem Gronauer Stadtbaurat Frank Vetter geführt. Da auch allgemeine kommunalpolitische Themen zur Sprache kamen, wurde auch über einen möglichen Jugendaustausch zwischen Gronau und Arlit, sowie über eine eventuelle Kooperation im Kulturbereich gesprochen. Alhacen hat aber den Kommunalbeamten auch verdeutlicht, mit welchen Problemen und Gefahren der Uranabbau verbunden ist.

Der Besuch Alhacen’s ausgerechnet in Gronau hatte einen konkreten Hintergrund: In der deutsch-niederländischen Grenzstadt befindet sich die einzige deutsche Urananreicherungsanlage. Es ist anzunehmen, dass auch in Gronau Uran zum Einsatz kommt, das in Arlit abgebaut wurde. Die Atomindustrie betont immer wieder, dass der Atomstrom angeblich so „sauber“ sei. Auch der Urenco-Konzern, der in Gronau die Urananreicherungsanlage betreibt, hängt sich gerne ein ethisches Mäntelchen um und verschweigt die Folgen des Uranabbaus. Die AREVA, die im Niger Uran abbaut, hat vor wenigen Tagen in der Schweiz einen viel beachteten, internationalen Schmähpreis als „verantwortungsloses Unternehmen“ erhalten
(http://www.bielertagblatt.ch/News/Wirtschaft/102006).
Und Urenco kooperiert mit AREVA…

Zwischenzeitlich ist Alhacen zu Vorträgen in Amsterdam und Frankreich weitergereist.




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